Die Geschichte von Lena Morrison - Aufstieg und Fall eines Soldaten

  • Journal von
    Lena Morrison


    PROLOG
    14. September 2014
    USMC Stützpunkt La Rochelle, Tanoa


    Das Horn ertönte und aus dem Gang schallte eine laute Stimme.

    „Kompanie, antreten!“, schrie einer der Drill Sergeants. Als ob wir nicht wüssten was dieses Horn zu bedeuten hätte. Noch müde von dem langen Einsatz in der letzten Nacht öffnete ich die Tür und trat hinter meiner Kameradin aus dem Zimmer in Richtung des Appellplatzes.
    Mein Zimmer teilte ich mit Eve Grey, einem anderen Corpsman. Sie war eine überaus freundliche Persönlichkeit mit einem spitzen Mundwerk, ich mochte sie. Ihre Haare waren im Gegensatz zu meinen kurz-schwarzen Haaren lang gewachsen und schimmerten golden in der aufgehenden Morgensonne. Sie trug diese hochgebunden zu einem ordentlichen Pferdeschwanz – welcher wie immer den nächsten Einsatz nicht überleben würde. Ich grinste etwas schadenfroh. Jedes Mal nach einem Einsatz fluchte sie über all den Dreck und Zweige, die sich in ihrem Haar verfangen hatten. Irgendwie war sie daran ja auch selbst schuld. Sie könnte es ja einfach abschneiden, ich hatte ihr dies schon unzählige Male vorgeschlagen. Und unzählige Male hatte sie diesen schon abgelehnt, also würde ich sie weiterhin jeden Abend fluchen hören. Eine durchaus amüsante Vorstellung. Ein breites Grinsen zog sich über mein Gesicht.
    Alexander trat hinter mir heraus und berührte mich leicht an der Schulter. Ich drehte mich zu ihm um. Vor mittlerweile elf Jahren hatte ich ihn hier auf dem Stützpunkt kennen und auch schätzen gelernt. Ich hatte mich in ihn verliebt. Es waren nun acht wundervolle Jahre in denen wir verheiratet waren und ich bereue keinen einzigen davon. Jeder Einsatz mit ihm war die Gefahr zu sterben wert.
    Captain Hannibal „Mother“ Welsh stand vorne. Er hieß nicht wirklich Mother, es war mehr ein Spitzname den die Kompanie ihm irgendwann verpasst hatte. Die Drill Instructor ließen uns in Reih‘ und Glied aufreihen. Sogleich begann das Briefing unserer heutigen Aufgabe.
    “Guten Morgen, Kompanie. Wir wurden soeben von der Gendarmerie Tanoa um Hilfe gebeten. Diese Operation trägt den Namen ‘Arctic Spring’. Eine bewaffnete Gruppierung hat sich dem Flughafen von Balavu - nämlich ‘Bala Airstrip’ - auf Katkoula Island, 13 Kilometer südwestlich unserer Position sowie einige umliegende Ortschaften gewaltsam habhaft gemacht. Die örtliche Provinzpolizei, sowie die Bundesgendarmerie von Tanoa sind nicht in der Lage, den Flughafen und die anliegenden Ortschaften bzw Compounds zu nehmen. Der Flughafen und die gefallenen Liegenschaften befinden sich drei Klicks ost-südöstlich bis südöstlich der Stadt Katkoula. Es handelt sich hierbei um vier Ortschaften - nämlich ‘Cerebu’, ‘Koumac’, ‘Yanukka’ und ‘Lailai’. Entsprechend unserer Satellitenaufklärung ist die Hauptstraße stark barrikadiert.
    Weiterhin finden Patrouillen an allen landungsfähigen Stränden statt. Laut Angaben der Polizeibehörden sind auf dem Flughafen UAOs gelandet. Es gibt keine Informationen über AT und AA Bewaffnung des Feindes. Uns ist lediglich bekannt, dass es sich um eine Feindansammlung von mindestens Platoon-Stärke handelt. Das wird eine harte Nuss, Männer. Aber wer, wenn nicht das USMC, kann diese wohl knacken?
    Wir werden so ziemlich von allem Verfügbaren Gebrauch machen. Zwei Squads - Rufnamen ‘Hedgehog’ und ‘Dragon’ - werden mit LAVs vom Railway Depot, nähe Regina, über die Madman’s Straits nach Balavu Island übersetzen und sich auf die Nachbarinsel begeben. Der Bereitstellungsraum unserer Kräfte befindet sich nördlich von Katkoula. Weiterhin werden beide Killer Eggs - Rufnamen ‘Thunderstorm’ und ‘Heavyrain’ - sowie drei Squads - Rufnamen ‘Devil’, ‘Angel’ und ‘Godsend’ - in den Blackhawks dorthin verlegen. Diese werden über eine kleine Luftlandeoperation mit HMMWVs ausgestattet. Für Luftnahaufklärung nehmen wir die Raven mit. Ein Fireteam - Rufname ‘Seagull’ - wird das Mk. 5 besetzen und sich im Hafen von Katkoula in Bereitschaft begeben. Sobald alle Kräfte den Bereitstellungsraum erreicht haben, beginnt die eigentliche Operation. Die Führung heißt heute Brain.
    Wir verfolgen folgenden Angriffsplan: Seagull verlegt an die Küste vor Lailai und nimmt die Ortschaft unter Feuer. Kurz darauf erfolgt CAS auf Koumac durch Thunderstorm und auf Cerebu durch Heavyrain. Wir nutzen die hierdurch entstandene Ablenkung für ein Flankenmanöver gegen die Straßenblockade. Hedgehog und Dragon werden im abgesessenen Infanteriekampf unter Feuerunterstützung der LAVs die Straßenblockade nehmen und entfernen, sodass die Motorisierte Infanterie mit den HMMWVs nachrücken kann. Die Motorisierte Infanterie teilt sich auf. Angel und Godsend rücken auf Lailai ein und nehmen die Liegenschaft während Devil sich Hedgehog und Dragon beim Angriff auf Yanukka anschließt. Sobald Lailai genommen ist, rücken die hier gebundenen Kräfte ebenfalls auf Yanukka nach. CAS und Unterstützung durch Seagull stehen zu diesem Zeitpunkt bereits wieder auf Abruf. Sobald Yanukka genommen, geschlossenes Vorrücken auf den Flughafen. Nehmen Sie den Flughafen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Sichern Sie den Flughafen gegen erneute Feindlandungen indem Sie die Startbahn mit Fahrzeugen blockieren. Nehmen Sie daraufhin die beiden verbliebenen Liegenschaften Koumac und Cerebu im infanteristischen Kampf mit CAS und Maritimunterstützung. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Gruppenführer. Auf die Einheiten wegtreten.”

    Ich habe das Geschenk bekommen meine Mitmenschen bis aufs Blut aufzuregen und dieses Geschenk werde ich bis aufs letzte ausleben! - Clock, 2017
    Die Menge hat gejubelt! Und getobt! Und mich von der Bühne gejagt. - Leroy, 2017

    Deine Hand hindert dich nicht daran, RP zu machen. - Kerry, 10.12.2019, 18:09

    Eine Welt, in der man endlich wieder aus einer Toilette trinken kann, ohne Ausschlag zu bekommen! #Friedenspanzer - Robert, 28.01.2020

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  • DER ANFANG VOM ENDE

    14. September 2014

    USMC Stützpunkt La Rochelle, Tanoa



    Wir salutierten und alle Sanitäter begaben sich zur Waffenkammer. Wir durften unsere Waffen nicht bei uns behalten – wir hätten eine zu hohe Suizidrate. Meiner Meinung nach Bullshit, wir waren doch keine SBs oder Isis. Revon tippte mir auf die Schulter und ich drehte mich schlecht gelaunt um.


    “Was willst du?”, murmelte ich grantig.


    Revon war ein echter Glückspilz, immer zu gut gelaunt selbst an einem Montag. Für mich absolut unverständlich. Wie zum Henker konnte man an einem Montagmorgen gut gelaunt sein? An einem Montag! Er grinste und stieß mich freundschaftlich in die Seite.


    “Heute wohl doch keine Inventur!”, teilte mir Revon mit einem fröhlichen Grinsen mit. Kopfschüttelnd gab ich Revon einen Stoß in die Seite, den er mit einem spitzbübischen Lächeln quittierte. “Dass du dich darüber freust, war ja klar.”. Sein Blick schwenkte zu mir um und seine braunen Locken schwangen mit. “Wann kommt die Haarpracht eigentlich ab?”, fragte ich ihn schelmisch. Seit Monaten schon versuchte ich ihn dazu zu überreden, allerdings war er stolz auf seine Haare. Er lehnte sich zu mir rüber und flüsterte: “Wenn du tot bist”, gefolgt von einem ‘Uff’, da ich schon wieder in seine Seite geboxt hatte.


    Ein helles Hupen tönte knapp hinter uns auf und wir blickten den Offizieren im Buggy hinterher. Ich musste husten, das Fahrzeug hatte Sand und Staub aufgewirbelt. Mit tränenden Augen sah ich zu Revon herüber, der einen Fluch losließ. “Verdammt! Immer diese Offiziere…” Ich musste grinsen. Er war ja auch ein Offizier, es war schon eine Ironie, mit welcher er diese Worte aussprach. Er drehte sich zu mir und blickte mich fragend an: “Sag mal, wie geht es eigentlich deiner Tochter?” Ich schaute ihn versonnen an. Heute morgen erst hatte ich mit meinem kleinen Engel geredet. Also, über Telefon. Mit ihren acht Jahren war sie das Energiebündel in unserem Haus. Regelmäßig stibitzte sie sich davon und erkundete die Wälder und den naheliegenden Strand, auch wenn wir ihr bestimmt tausend Mal gesagt haben, dass sie nicht alleine umher ziehen soll. Sie tat es trotzdem. Regeln waren schließlich da, um gebrochen zu werden. Diesen Charakterzug hatte sie definitiv von meiner Wenigkeit geerbt. Ob das nun gut oder schlecht war, konnte ich an dieser Stelle nicht beurteilen.


    Sie war bei ihrer Nanny in Lakeside. Ironischerweise besaßen wir ein Anwesen in Morrison Town, der Stadt welche genau so geschrieben wurde wie mein Nachname. Es war ein großes zitronengelbes Haus mit einem kleinen Garten und jede Menge Spielgeräten im Garten. Wir überlegten, einen kleinen Bungalow für den Sommer in den Garten bauen zu lassen. Aber naja, das hatte noch Zeit.


    “Sie freut sich darauf, ihren Papa und mich nächsten Monat wiederzusehen. Dann werden wir hier endlich aus diesem gottverdammten Dschungelgebiet abgezogen.” Ich seufzte in Vorfreude darauf. Revon schien es ähnlich zu gehen, allem Anschein nach hatte auch er genug von der grünen Hölle Tanoas. “Sie hat mir stolz das Ergebnis ihres letzten Mathe-Tests erzählt. Hailey hat eine Zwei geschrieben!”. Ich grinste. “Außerdem ist sie mal wieder abgehauen und hat den Nachmittag am Strand verbracht und Muscheln gesammelt. Sie hat mir ein Bild von ihrer schönsten Muschel geschickt.” Aus der Tasche zog ich ein kleines, etwas zerknittertes Bild von einer Bulots und reichte es Revon. Dieser nahm es und betrachtete die Muschel wenig interessiert. “Schön.”, sagte er und gab das Foto zurück.


    Wir waren an der Waffenausgabe angekommen. Ruckartig zog ich die Tür auf und ließ Revon vor mir eintreten. Wir zogen unsere Ausweise durch die Schleuse und traten in die Waffenkammer ein. Eine Kammer war das allerdings nicht, mehr eine Hochsicherheitsfestung. Und diese war, wie es für einen solchen Ort üblich ist, bis aufs Dach mit Waffen gefüllt.


    Ich mochte mich selbst als Waffennarr bezeichnen, allerdings war ich nichts gegen den Kameraden, der die Waffen ausgab. Thomas Meier war ein ganz anderes Kaliber. Einmal hatte er mir einen Vortrag gehalten: “Für jemanden die richtige Waffe zu finden ist eine Kunst für sich.”, sagte er mir einmal, “es muss sich anfühlen wie eine Verlängerung des Körpers. Als wäre es angewachsen! Man darf gar nicht darüber nachdenken müssen, wie man es führen will, sondern muss instinktiv damit umgehen können. Ähnlich wie ein Reiher mit seinem Schnabel oder eine Raubkatze mit ihren Klauen. Eine perfekte Waffe ist völlig eins mit dir. Es macht alles, was du willst.” Ich hatte immer das Gefühl, er konnte mit allen Waffen umgehen. Eine beeindruckende Persönlichkeit, durch und durch.


    Als wir eintraten lächelte er. “Na?”, fragte Meier quietschfidel, “ihr wollt doch bestimmt eure Waffen auslösen, stimmts oder hab ich recht?” Revon lachte und antwortete vergnügt: “Ja klar, der Einsatzbefehl kam vor einer halben Stunde rein. Einmal M16 und P320, zum Mitnehmen bitte.”


    Thomas schmunzelte. “Sag mal, sind wir hier beim McDonalds?”, fragte er mit einem Grinsen. Starr wie ein Schrank drehte sich um und verschwand in einer anderen Tür. Prustend versuchte ich, mein Lachen zu verbergen. Es gelang mir nicht. Irgendwo aus dem Hinterraum schallte ein “Morrison! Für dich dasselbe?!” Schallend lachend brachte ich ein “Ja” heraus, auch wenn es mehr eine Feststellung als eine Frage gewesen war. Auch aus dem anderen Zimmer klang ein fröhliches Lachen. Als dieser wenige Minuten später mit je zwei Sturmgewehren und Pistolen und der dazu gehörigen Munition wiederkehrte, hatte ich mich wieder gefangen. “Vielen Dank, Meier.”, verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Weg zu den Fahrzeugen.


    Düster sah Revon mich an. “Ich kann ihn immernoch nicht leiden. Hält stundenlang Vorträge und doch von kaum Ahnung vom Tuten und Blasen.” Kurz überlegte ich. Irgendwie hatte er ja recht, aber dass er ein Experte in Sachen Schusswaffen war, daran hatte ich keinen Zweifel. Persönlich hatte ich eine hohe Meinung von ihm, aber er war vermutlich noch nie in diesem Buschunrat unterwegs gewesen.


    Hinter Revon trat ich aus der Tür. Die Waffen hingen gesichert vor der Brust und wir trafen uns mit unseren Gruppenführern vor den Fahrzeugen.


    Während Revon im Godsend-Squad unter der Leitung von Master Sergeant James Payton in den Kampf geschickt wurde, hat mein Team unter der Führung meines Mannes Alex diesen Kampf vor sich. Das Team nannte sich “Devil”, und das war nur zu wahr. Wir sind die Teufel in der grünen Hölle. Und wir werden diesen Kampf gewinnen.


    Die Squads stiegen in die Blackhawks ein und der Rotor startete. Mit einem stetig stärker werdenden Flappen liefen die Blätter immer schneller rund. Und schließlich hob der Helikopter ab und drehte Richtung Süden ein. Die Schlacht würde bald beginnen.


    Und ich freute mich schon darauf.

    Ich habe das Geschenk bekommen meine Mitmenschen bis aufs Blut aufzuregen und dieses Geschenk werde ich bis aufs letzte ausleben! - Clock, 2017
    Die Menge hat gejubelt! Und getobt! Und mich von der Bühne gejagt. - Leroy, 2017

    Deine Hand hindert dich nicht daran, RP zu machen. - Kerry, 10.12.2019, 18:09

    Eine Welt, in der man endlich wieder aus einer Toilette trinken kann, ohne Ausschlag zu bekommen! #Friedenspanzer - Robert, 28.01.2020

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